Marc erzählt:
„Down Under“ in China…
Diese Woche hat, man glaubt es kaum, überaus seriös begonnen. So genannte „mid-term exams“ stehen auf dem Uni-Programm für diese, dank dem heiligen 1. Mai-Feiertag nur 3-tägigen, Schulwoche. Diese Zwischenprüfungen werden dann also mit bis zu 50% dem Semesterabschluss angerechnet, was einige unserer Chinesischen Mitschüler nicht davon abhält, trotzdem eine Stunde zu spät oder auch gar nicht aufzutauchen. Die durchaus komplexen Fragestellungen in Englisch, allen voran jene in der Volkswirtschaftsprüfung, dürften dann auch eher für totale Verwirrung bei unseren Mitstudierenden sorgen. Man erinnert sich; die allermeisten können hier kaum eine Cola im Restaurant in Englisch bestellen – das Resultat der Zwischenprüfungen wird mit Spannung erwartet!
Mittwochabend ist bei uns also wieder einmal Wochenende – verdient muss man diese Woche gestehen, denn wir haben immerhin drei Prüfungen geschrieben. Der Mittwochabend verläuft dann auch eher ruhig und wir verdrücken etwa achtzig Lammspiesse in einem Nordchina Spezialitätenrestaurant.
Der 1. Mai, Tag der Arbeit, ist natürlich ein überaus wichtiger Feiertag in einem „kommunistischen“ Land wie China und so bevölkern tausende von Chinesischen Touristen Shanghai über das verlängerte Wochenende. Die brütende Hitze, welche seit einigen Tagen die Stadt beherrscht, macht einen Aufenthalt „downtown“ nicht angenehmer und wir ziehen uns schon bald für eine ausgedehnte Siesta ins Hotel zurück. Am Abend verabrede ich mich mit einem Deutschen, den ich vor einigen Wochen mal getroffen habe und der ebenfalls hier in Shanghai für ein Semester studiert. Wir steuern einen Club im schicken Konsulatsviertel der Stadt an und treffen dort einen Chinesen und einen Amerikaner, die uns einen neu eröffneten Club namens „LC“ ganz in der Nähe empfehlen. Wir wechseln also das Lokal. Das „LC“ scheint extrem international zu sein, so treffe ich sogar einen Winterthurer, der hier in Shanghai Design studiert. Am auffälligsten allerdings verhält sich eine Gruppe Australier, welche ausgiebig am feiern sind. Die Australier, das wohl sozialste und schamloseste Volk dieses Planeten, sind frei von jeglichen Berührungsängsten und Vorbehalten. Wir gesellen und also zu dieser Gruppe, oder besser gesagt die Gruppe gesellt sich zu uns. Wie wir bald erfahren handelt es sich hierbei um eine komplette Crew von Flight Attendants der Australischen Fluggesellschaft „Quantas“ inklusive ihrem „Boss“. Es wird ausgelassen gefeiert, jedes Crewmitglied hat von Quantas 200 Dollar geschenkt bekommen, da die Fluggesellschaft Shanghai erst seit kurzem anfliegt. Und diese 200 Dollar sind schnell verschwunden. Die Australier kennen einfach kein Pardon, die Gruppe ist schnell im ganzen Club bekannt und das Image der Quantas dürfte bei den Chinesen fürs erste ruiniert sein. Die Schlichtungsversuche des „Bosses“, welcher selbst nicht mehr ganz im Stande ist die Lage so genau zu überblicken, misslingen kläglich. Im Morgengrauen verlassen wir den Club, ich weiss inzwischen nicht mehr wo sich meine deutsche Begleitung befindet und hoffe das Beste für ihn. Zusammen mit „Bon“, einem Australier Laotischer Herkunft, den man aufgrund seiner Statur und der typisch Australischen Art eher als professionellen Rugbyspieler einstufen würde, besteige ich ein Taxi.
Nach einer kurzen Nacht im „Sofitel Pudong“ habe ich endlich die lang ersehnte Gelegenheit mal jemandem die Stadt zu zeigen. „Bon“, der heute zum ersten Mal in Shanghai ist, staunt nicht schlecht ab der Sauberkeit und der unvorstellbaren Entwicklung welche diese City durchlebt und deren Ausmasse. Die Hitze zwingt uns allerdings in den Schatten und so setzen wir uns zum Brunch auf die Terrasse des „Latina“, ein brasilianisches Steakhouse in „Xintiandi“, und „Bon“ verdrückt ganz nach Australischer Art etwa ein Kilo Steak. Viel Zeit bleibt nicht, denn bereits um 16.00 Uhr muss die Quantas Crew wieder zum Briefing für den Flug nach Melbourne antreten und ich bin froh, nicht in diesem Flugzeug sitzen zu müssen! J
„Bon“ fliegt bald wieder nach Shanghai und Manu und ich haben wieder einen Kontakt mehr für unsere Reise, diesmal in Laos. Und Sydney soll ja auch ganz nett sein…
ESPN X-Games
„ESPN“ ist mit seinen X-Games auf Asien-Tournee und so darf natürlich auch Shanghai nicht auf dem Tourplan fehlen. Für all jene, die wie ich, keine Ahnung von Sportveranstaltungen und den Sender „EuroSport“ ebenfalls auf der 79 programmiert haben, will ich dies mal eben kurz erläutern. Dieser Sportevent also, an dem sich vor allem Amerikanerinnen und Amerikaner aktiv beteiligen, wird vom internationalen Sportkanal ESPN durchgeführt. In Asien tourt die Veranstaltung unter dem Namen „KIA X-Games Asia“ und zieht ein ebenso junges wie altes Publikum an. Die Teilnehmer messen sich in verschiedenen „Sportarten“ mit so coolen Namen wie „Aggressive In-line“ oder „Freestyle Moto-X Comp“. Es wird also ge-inlineskated, ge-skateboarded, ge-BMXt, ge-Motocrossed und das alles „extreme“. Ziemlich eindrücklich muss man schon zugeben. Nicht selten bleibt vor allem den chinesischen Zuschauern beinahe der der Atem weg, wenn etwa die Motocrossler mit Höchstgeschwindigkeit über die Rampen schnellen um in der Luft Handstände oder Ähnliches noch rechtzeitig vor der Landung zu vollführen. Schnell macht uns aber die brütende Hitze, welche auch hier im „Outdoor Stadium“ von „Shanghai Yangpu“ herrscht, zu schaffen und wir sind froh als Barbie mit Gefolge auftaucht. Auf die Dame ist natürlich wie immer Verlass und es dauert keine zehn Minuten und wir sitzen auf der gedeckten VIP-Tribüne und geniessen einen uneingeschränkten Rundblick über das Spektakel. Die Auftritte einiger junger Chinesischer Musikgruppen auf der Bühne des Stadiums sind dann auch eher durchschnittlich im Vergleich etwa zu den „Aggressive In-Line Finals“ in der Halfpipe gleich unterhalb der Tribüne. Wir geniessen die Veranstaltung noch bis 18.00 Uhr und verlassen dann die „X-Games“, samt einigen „Goodies“ von KIA und ESPN in Richtung Innenstadt. Ein wenig Karaoke steht noch auf dem Programm, bevor wir in die BarRouge wechseln um das Wochenende standesgemäss ausklingen zu lassen.
Weitere Highlights dieser Woche:
„Hochzeit im Hong Sen Hotel“, unsere Residenz hier in Shanghai schmückt sich in Blumengestecke und sogar ein roter Teppich wird ausgerollt. Anfangs befürchten wir noch, dass unser bald 3-monatiges Jubiläum im Hotel gefeiert werden sollte, doch es handelte sich um eine Hochzeit. Der „Zerstörer“ hat wohl eines ihrer Kinder unter die Haube gebracht. / „Half-price night“ im „Simply Thai“, wir schlagen reichlich zu und unterhalten uns mit Deutschen, Österreicher und Italiener. / Besuch der „Taikang Road Art Street“, winzige Gässchen mit Kunstshops und Galerien sowie unzähligen niedlichen Cafés / Dinner im TMSK, einem chinesischen Restaurant mit extravagantem Glas-Design inklusive einer traditionellen Chinesischen Musikgruppe, denen wir zum Schluss beinahe die Glasteller angeschmissen hätten – ein Lied hätte durchaus gereicht!
Für nächste Woche brauchen wir noch all eure moralische Unterstützung! Wir fliegen nach Hong Kong um unser Visum zu erneuern. Sollte dies aufgrund der momentan eher schwierigen Lage nicht klappen, könnten wir nicht mehr nach Shanghai zurückkehren und müssten das Land verlassen und uns, zurück in der Schweiz, wohl direkt in eine psychiatrische Klinik einweisen lassen. Also wir wollen mal das Beste hoffen…
Fly hiiigh
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1 Kommentar:
Hey Jungs, drück Euch ganz fest die Daumen, dass alles gut läuft mit den Visa! Wäre echt zum Heulen, wenn Ihr wieder in die Schweiz müsstet, sniff!
Also, viiiiel Glück!
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