Family in Shanghai
The Benz family has arrived, mit Sack und Pack. Bestehend aus meinen Eltern, meinen zwei jüngeren Brüdern und meiner kleinen Schwester. Nach ein paar Tagen in Peking besuchen sie uns für ein Wochenende in Shanghai, bevor sie dann weiter mit dem Zug nach Guilin reisen. Wir holen sie am Donnerstag Morgen vom Flughafen ab. Nach dem Einchecken im Radisson Hotel steuern wir in Richtung Jinmao-Tower. In schwindelerregenden 340m Höhe bietet sich ein fantastischer Blick auf Shanghai (falls der Smog die Sicht nicht verhindert). Der Jinmao-Tower ist eines der spektakulärsten Gebäude in Shanghai und dient als Office-Building. „No climbing“- Schilder am Fusse des Towers wurden aufgestellt, nachdem ein Schuhverkäufer im 2001 versucht hat, den Turm zu besteigen. Am Abend gibt’s ein grosse Familienessen im People 7, einem der coolsten Restaurants der Stadt. Die dunkel gekleideten ninja-ähnlichen Kellner servieren Chicken-Hotpots und Qintaobier. Nach einem Drink im CJW, einer Bar zuoberst im West-Inn-Hotel, geht’s zurück ins Hotel. Am nächsten Morgen besuchen wir, mit Kameras bewaffnet, die wunderschönen Yuyuan-Gardens, welche eine Vielfalt an Pflanzen und Steinformationen bieten. Neben den Gärten befindet sich ein taoistischer Tempel, den wir nicht auslassen. Der Taoismus ist eine der ältesten Religionen Chinas. Er soll nach chinesischer Legende um 2700 v.Chr. vom gelben Kaiser gegründet worden sein. Tao ist der Weg oder das kosmische Prinzip, nach dem man zu leben zielt. Das Wirken des Tao bringt die Schöpfung hervor durch Yin und Yang, Licht und Schatten, aus deren Wandlungen, Bewegungen und Wechselspielen die Welt erschaffen wird. Um die umzäunten Gärten schlängeln sich viele kleine, belebte Strässchen und Gassen, in denen Hochbetrieb herrscht. Es wird auf der Strasse gekocht (Schweineköpfe, Tintenfische, Nudelgerichte, frisches Brot, Vögel, eigentlich alles was keucht und fleucht), gehandelt, gespielt, gestritten. Hausfrauen hängen ihre Wäsche zum Trocknen auf. Neben der Wäsche hängen Schweinerippen. Nicht weit entfernt finden wir ein Gebäude mit grossen Bildschirmen, auf denen aktuelle Aktienkurse verfolgt werden. Omis und Opas sitzen davor, stricken Pullover, diskutieren und beobachten gespannt die Aktienkurse. An den daneben stehenden Computer wird gekauft und verkauft. Jung und Alt sind im Börsenfieber. Wir sind wieder die Hauptattraktion und unterhalten uns mit zwei alten Herren in chinenglisch, die über die sinkenden Kurse wettern. Am Abend steht thailändisches Essen im Simply Thai auf dem Programm. Natürlich darf eine Party in der Bar Rouge auch nicht fehlen. Barbie (die, wie wir herausgefunden haben, 31 Jahre alt ist, einen 9 jährigen Sohn hat und deren Lieblingssatz „you know, money is not the problem, but time..“ ist) organisiert die zwei besten Tische und wieder haben wir VIP-Status. Es werden uns Kellner zugeteilt, die den ganzen Abend nicht von unserer Seite weichen. Natürlich erscheint sie auch - gerade vom Celine Dion – Konzert - wieder in flamboyanter Aufmachung. Im Schlepptau ihre Freunde, darunter der Marketingchef von Lacoste in Shanghai, mit dem ich mich auf französisch unterhalte (was für eine Herausforderung nach ein paar Drinks). Wir werden dem Manager der Bar vorgestellt (natürlich ein Freund von ihr). Wir lassen es krachen und tanzen bis 5 Uhr morgens zur dröhnenden House-Music. 3 Flaschen Vodka, 1 Flasche Champagner und etwa 2000 Melonenschnitze später verlassen wir ziemlich angeheitert die Bar. Der Taxifahrer muss uns wecken und die Dame an der Rezeption erschrickt an unserem Anblick. Nach ein paar Stunden Schlaf müssen wir unser Verhandlungskönnen auf dem Fake market beweisen. Wir werden von einem geldwitternden, kurz gewachsenen Chinesen durch die Läden geführt. Der Fake market besteht aus mehreren Gebäuden, in denen billige, gefälschte Ware verkauft wird. T-Shirts, Sonnenbrillen, Gürtel, Unterwäsche, Hosen etc.. Einfach alles wird kopiert und billig verkauft. Meistens ist es möglich den erstgebotenen Preis auf einen Fünftel runter zu handeln. Falls der Verkäufer nicht auf den Preis eingehen will, laufen wir weg. Natürlich werden wir zurückgehalten und es wird weiter verhandelt. Wir handeln Calvin Klein Unterhosen von ursprünglich geforderten 60 Yuan auf 12 Yuan (CHF 1.75) hinunter. Hartnäckigkeit macht sich bezahlt. Der kleine Chinese hat sich mittlerweile enttäuscht vom Acker gemacht und sich wahrscheinlich nach gutgläubigeren Touristen umgesehen. Am Abend dinieren wir im wunderschönen, indischen Restaurant Hazara (very spicy). Nach einem kurzen Zmorge an der überfüllten Nanjing Road am nächsten Morgen verabschieden wir meine Familie, die jetzt eine 20-stündige Zugfahrt vor sich hat. Am Abend treffen wir uns noch mit Jerry (Barbie’s friend) und seiner Begleitung Vicky im Haiku, einem wunderschönen japanischen Restaurant um das beste Sushi der Stadt zu probieren. Veeery guuuud.
In China…(gelesen in „China“ von James Kynge)
..erschien der sechste Harry-Potter-Band noch bevor J.K. Rowling ihn überhaupt geschrieben hatte. Als das Original erschien, wurden Übersetzungen online verkauft. Einige Übersetzer, die mit dem Schluss des Buches nicht zufrieden waren, schrieben ihren eigenen Schluss.
...werden ca. 56% aller Selbstmorde von Frauen weltweit begangen. Ein altes Sprichwort besagt hier: „Eine Frau heiratet nach draussen, so wie Abwasser aus dem Haus geschüttet wird“. Dort wird von ihr erwartet, dass sie für alle Männer in der Familie arbeitet und ihnen gehorsam ist. In den Städten haben sich diese Hierarchien gelockert, auf dem Land scheint diese Struktur immer noch Bestand zu haben.
…leben schätzungsweise 700 Millionen (von insgesamt 1.3 Milliarden) von weniger als 2 Dollar am Tag. Dies schafft eine Unmenge an Arbeitskräfte, die bereit sind, für vorindustrielle Löhne zu arbeiten. Die daraus resultierende Produktivität ist spektakulär. Ein Grund für die Wettbewerbsfähigkeit Chinas ist diese Verbindung zwischen billigen Arbeitskräften und hochmodernen Produktionsanlagen.
…gibt es kein wirksames Konkursgesetz. Daher ist die Liquidation insolventer Firmen schwierig. Viele Firmen stecken im Sumpf der Überproduktion. Bei fast allen Produkten herrscht ein Überangebot. Und trotzdem wird das Sortiment in den meisten Fällen erweitert. Die Banken unterstützen dies, weil sie erstens im Geld schwimmen (Chinesen sparen durchschnittlich 40% ihres Einkommens) und zweitens kommt es ihnen nur darauf an, dass die Firmen grösser und mächtiger werden.
…findet man Läden wie Gussi (Gucci), New Crocodile (Lacoste), Dunbaolu (Dunhill), Woershaqi (Versace), Haagendess (Hägendazs; sie verkaufen aber Ledertaschen!?)
Gemäss Prognosen wird China, bei gleich bleibendem Anstieg der Wirtschaft, schätzungsweise im Jahr 2040 die USA als grösste Wirtschaftsmacht der Welt überholen.
Unsere verrückte Chinesisch-Dozentin
In der Schule wird geschlafen....
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