Sonntag, 23. März 2008

Bonbon, Richy’s, McDonalds

Bisher waren wir ja ziemlich brav, was das Nachtleben hier angeht. Ausser den diversen Restaurant- und Barbesuchen waren wir nicht besonders Nachtaktiv. Das sollte sich letztes Wochenende ändern.
Es ist Freitag und mein Zimmertelefon klingelt. Wer könnte das sein? „Assunçion“, die sich für das Mitbenutzen der über einhundert Franken teuren Clinique-Nachtcrème entschuldigen will, oder „Wachhund“, der über dem Telefon eingeschlafen ist und zufälligerweise 5-1-1 gewählt hat, vielleicht aber auch „der Zerstörer“, die mir eine Glasnudelsuppe aufs Zimmer bringen möchte - alles sehr unwahrscheinlich. Nein, es ist Zeynap, eine sympathische Dänin türkischer Abstammung, welche ich beim Fussballspiel vor 2 Wochen in der Schule kennen gelernt habe und der ich offenbar versprochen hatte, mit ihr und ein paar andern auszugehen. Nun, ich kann mich zwar nicht mehr daran erinnern, aber klar, wir sind dabei, schliesslich ist Wochenende.
Nach einem weiteren köstlichen Abendmahl im „Lan Na Thai“ Restaurant in der wundervollen Gartenanlage des Ruijin Garden Hotels, machen wir uns also auf den Weg in Richtung „Richy’s“. Gemäss Zeynap so etwas wie ein Nachtclub. Sounds like fun! Dort angekommen staunen wir nicht schlecht. Es wimmelt nur so von chinesischen „rich kids“, welche nicht davor zurückschrecken schon mal in Daddy’s Lamborghini oder Ferrari anzufahren. Das Wort „Kommunismus“ dürfte den meisten jungen Leuten hier kein Begriff sein. Die Garderobe ist jedenfalls bereits übervoll mit Mänteln und Handtaschen von Louis Vuitton und dementsprechend auch das innere des schicken Lokals. Wir treffen Zeynap, Carina, Maria, Cristiane, Tolkien und weitere dänische Staatsangehörige. Diese haben sich soeben entschieden das Lokal zu wechseln. Sofort ins nächste Taxi und ab in Richtung „bonbon“. Ein weiterer Treffpunkt für Expats und die Shanghaianer „jeunesse dorée“. Dort angekommen ist es inzwischen Mitternacht und ich habe Durst. Man bezahlt hier 120 Yuan (etwa 18 Franken) Eintritt und bekommt free drinks all night long. 4 Vodka Lemon und 3 Stunden später geht’s per Taxi zurück zu „Richy’s“, wo sich die Gästesitutation inzwischen ein wenig gelockert hat. Man hat jetzt sogar Platz zum tanzen. Das tun wir dann auch, bis uns erneut ein Taxi um 7 Uhr morgens direkt zu McDonalds fährt – Frühstück! Mir ist danach ziemlich übel und Maria (oder war es Carina, who cares) hat inzwischen ihre Schuhe verloren. Schockierte Blicke einiger chinesischer Frühaufsteher begleiten uns zurück ins Hotel. Die Sonne scheint.
Der Samstag beginnt um 4 Uhr Nachmittags und die Nacht verläuft so ziemlich ähnlich wie die soeben beschriebene. Einziger Unterschied: Manu ist aufgrund akuten Schlafmangels nicht mehr dabei und ich lande morgens um 6 Uhr nicht bei McDonalds (chinesisch übrigens mei dao le) sondern in Room 416, wo Zeynap, Carina und Ich McDonalds ins Zimmer kommen lassen. Ist ja auch viel bequemer. Die Sonne scheint schon wieder, als ich um 8 Uhr todmüde in mein Bett falle.

Haoleeeeedi!

Nach einem Wochenende dieser Art gibt es eigentlich nur zwei Möglichkeiten. Entweder man erholt sich von den Strapazen und versucht möglichst rasch wieder in den Rhythmus von Tag und Nacht zu gelangen – oder man macht einfach weiter wie bis anhin. Wir entscheiden uns für die zweite Variante. Erneut mit unseren dänischen Freunden geht’s an diesem Sonntagabend also auf zu „KTV – Haoledi“. Jeder der schon mal in China war, weiss sofort von was wir hier sprechen. Es handelt sich um eine Karaoke-Bar-Kette, welche Landesweit Filialen betreibt und zumindest in Shanghai an jeder Ecke zu finden ist. Wir entscheiden uns für die nächstgelegene Filiale in „Wujiaochang“ und mieten uns dort einen Raum mit Sofa, Plasmabildschirm und natürlich Mikrofonen. Wie überall in China ist auch hier viel zu viel Personal angestellt und jede Arbeitsstelle ist ungefähr 8-mal überbelegt. So gibt es hier also jemanden, der dafür verantwortlich ist, uns die Anlage in Chinesisch zu erklären (zum guten Glück ist Ying dabei, eine Dänin chinesischer Abstammung). Dann gibt es jemanden, der einem die Getränke (in unserem Fall alkoholische Getränke – wir wollen ja heute noch singen!) vom Shop nebenan in den Raum trägt. Und natürlich jemand, der dann jede einzelne Flasche öffnet oder saubermacht, wenn mal was daneben geht. Man wird offenbar erfinderisch bei 1,3 Milliarden Einwohnern. Ich schweife ab. Wir waren bei Karaoke. Ying und Zeynap wählen die ersten Songs aus. Die Stimmung ist noch sehr verhalten. Man kennt sich ja auch erst seit 2 Tagen…ähh, Nächten! Ein paar Stunden und ca. 20 Bacardi Breezer später sieht das schon ganz anders aus. Inzwischen finden wir alles so lustig, dass sogar Songs der Spice Girls oder Emilia’s Big, big Girl gesungen werden. Es ist 5 Uhr morgens. Montagmorgen! In zwei Stunden fährt unser Bus zur Uni. Wir bleiben. Nach einer kleinen Auseinandersetzung mit Cherry-Tomaten und Melonenschnitzen sind wir alle der Meinung dass wir jetzt nach Hause fahren sollten. Wir verlassen KTV und nein, wir sind nicht die Letzten die das tun! Nach einem ausgiebigen Frühstück bei – wie könnte es auch anders sein – McDonalds, geht’s unter die Dusche und ab in den Bus Richtung Uni. Ich brauch ´ne Woche Urlaub.

Von dem Abend existiert übrigens ein überaus skandalöses Video (mit Ton), welches natürlich niemals irgendjemandem gezeigt werden wird J So sind wir!

Die Highlights dieser Woche:
Bootsfahrt auf dem HuangPu River bis zum Yangtze-Delta -> zu sehen gab es futuristische Brücken und vor allem jede Menge Frachtschiffe / Besuch im Shanghai Aquarium mit dem grössten „shark tunnel“ der Welt / Verfrühtes Dinner um 16.00 Uhr bei „Itoya“, einem japanischen Restaurant, inkl. 15 Servicefachkräften, die sich reizend um uns kümmerten / Dinner im „South Beauty“, einem Szechuanese Restaurant (very spicy!) im 10. Stock der gigantischen „Superbrand Mall“ in Pudong / Finance-Unterricht bei einem dänischen „Austauschlehrer“ / Coiffeur-Besuch inkl. halbstündiger Kopfmassage für insgesamt knapp 20 Franken (und das ist in Shanghai ziemlich teuer!) / Risotto, Tapas und Pasta bei „Azul/Viva“ / Besuch der „Lounge 18“, wo uns die skurrile, schwerreiche Chinesin „Aphrodite“ (mhm, die heisst tatsächlich so!) spontan zu irgendwelchen Partys und Fashion Shows einlädt – auf einer dieser Partys waren wir schon, Details folgen das nächste mal!

So, ich muss jetzt zu meiner „hot yoga class“ mit Aphrodite im „Banyan Tree Spa“ – bis nächste Woche J
























































1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Der Name ist falsch: Es heisst Zeynep... ;)

Grüsse
Hasan